Als Geschäftsinhaber:in wirst du möglicherweise irgendwann gebeten, den fairen Marktwert deines Unternehmens zu berechnen, auch bekannt als Unternehmensbewertung. Die Umstände, die einen Bewertungsprozess für kleine Unternehmen rechtfertigen, sind unter anderem:
- Refinanzierung eines Darlehens
- Planung, zusätzliche Gesellschafter:in oder Teilhaber:in aufzunehmen
- Verkauf deines Unternehmens
Persönliche rechtliche Verfahren können ebenfalls eine Bewertung erfordern – beispielsweise kann bei einer Scheidung eine saubere Aufstellung deines Unternehmenswerts notwendig sein.
Es gibt verschiedene Methoden zur Berechnung von Unternehmensbewertungen. Der Ansatz, den du wählst, hängt von Faktoren wie deiner Branche, dem Grund für die Bewertung und der Gesundheit deines Unternehmens ab. Kleinunternehmen, Gesellschaften und durch Risikokapital finanzierte Start-ups können jeweils unterschiedliche Formeln verwenden.
Was ist eine Unternehmensbewertung?
Eine Unternehmensbewertung gibt an, wie viel dein Unternehmen wert ist. Die Ermittlung des Wertes erfolgt, indem Unternehmensinformationen wie Vermögenswerte (greifbare Dinge, die das Unternehmen besitzt, wie Bankkonten und Ausrüstung) und Verbindlichkeiten (Steuern, Löhne, Schulden).
Was ist der Wert eines Unternehmens?
Der Wert deines Unternehmens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine professionelle Unternehmensbewertung hilft, diesen genau zu bestimmen. Dabei spielen nicht nur materielle Vermögenswerte wie Immobilien und Maschinen eine Rolle, sondern auch immaterielle Faktoren wie Markenbekanntheit und das Know-how der Mitarbeitenden. Neben der Substanz fließt auch die Ertragskraft in die Bewertung ein, ergänzt durch branchenspezifische und regionale Besonderheiten.
Für die Unternehmensbewertung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die je nach Firma und Bewertungszweck individuell ausgewählt werden müssen. Besonders wenn du ein kleines oder mittleres Unternehmen kaufen möchtest, ist es sinnvoll, auf die Expertise erfahrener Fachleute zu setzen. In der Praxis zählt fundiertes Wissen oft mehr als rein theoretische Ansätze. Ein:e Expert:in kann die passende Bewertungsmethode ermitteln und so eine solide Entscheidungsgrundlage schaffen.
Wie führst du eine Unternehmensbewertung durch: 4 Methoden
Unternehmensbewertungen werden von zertifizierten Fachleuten für Unternehmensbewertungen durchgeführt, die je nach Branche und/oder Unternehmensform eine der verschiedenen Bewertungsmethoden anwenden. Ein:e Gutachter:in prüft Dokumente wie frühere Finanzberichte, zukünftige Finanzprognosen und Lohnabrechnungen.
Einige der Kriterien zur Berechnung des Unternehmenswerts sind objektiv und greifbar. Andere, wie der Ruf des Unternehmens oder Marken, sind subjektiver – dennoch sind diese Überlegungen bei der Ermittlung des Unternehmenswerts relevant.
Es gibt verschiedene Methoden zur Unternehmensbewertung, die von kleinen Unternehmer:innen verwendet werden, um zu einem Unternehmenswert zu gelangen. Einige Methoden schätzen beispielsweise den wirtschaftlichen Wert eines Unternehmens basierend auf einer Prognose des zukünftigen Cashflows.
Andere bestimmen den Wert, basierend auf Marktschwankungen und Vergleichen von Verkäufen ähnlicher Unternehmen. Ein gesundes Unternehmen könnte eine andere Bewertungsmethode verwenden als eine Firma in Schwierigkeiten.
Insgesamt ist die Durchführung einer Unternehmensbewertung ein komplexer Prozess, der ein gründliches Verständnis des Managements, der Abläufe, der Finanzen und des Marktes, in dem das Unternehmen tätig ist, erfordert.
Hier sind vier Möglichkeiten, den aktuellen Marktwert deines Unternehmens zu ermitteln.
1. Die Ertragsmultiplikator-Methode
Diese Methode bietet eine einfache Möglichkeit, den Wert deines Unternehmens anhand deines Jahresgewinns und der Branche zu schätzen. Die Formel lautet:
Unternehmenswert = Jahresgewinn (Nettoertrag) x Branchenmultiplikator
So funktioniert es:
- Berechne deinen Jahresgewinn (Nettoertrag nach Steuern und Ausgaben).
- Bestimme den für deine Branche typischen Multiplikator (Einzelhandelsgeschäfte liegen beispielsweise zwischen 1,5 und 2, während Tech-Startups oder globale Online-Stores bei 5 bis 10 liegen können).
- Multipliziere diese beiden Werte.
Beispiel: Erzielt dein Business einen jährlichen Gewinn von 100.000 USD und liegt der Branchenmultiplikator bei 3, könnte dein Unternehmenswert bei 300.000 USD liegen. Beachte jedoch, dass dies nur eine erste Schätzung ist – Faktoren wie deine Kundenbasis, Online-Präsenz und Standort können diesen Wert beeinflussen.
2. Ertragsbasierter Ansatz
Ertragsbasierte Ansätze zur Bewertung sind am weitesten verbreitet und schätzen den Wert eines Unternehmens basierend auf dem Einkommen, das das Unternehmen voraussichtlich über die Zeit generieren wird.
Dieser Prozess soll den Stakeholder:innen und Investor:innen helfen, das Risiko zukünftiger Investitionen oder Ausgaben einzuschätzen, indem projiziert wird, wie viel Geld das Unternehmen in Zukunft verdienen könnte, nicht nur, wie viel es jetzt verdient.
Es gibt drei Haupttypen von ertragsbasierten Bewertungen:
- Discounted Cash Flow-Methode (DCF). Diese Methode prognostiziert den zukünftigen Cashflow eines Unternehmens und „diskontiert“ diesen Betrag, indem sie Inflation und Unsicherheiten des Geschäfts berücksichtigt, um einen aktuellen Wert zu ermitteln. Das DCF-Verfahren eignet sich gut für neuere Unternehmen, die möglicherweise noch nicht profitabel sind, aber Potenzial für hohe zukünftige Erträge haben.
- Leveraged Buyout-Analyse (LBO). Ähnlich wie bei der DCF-Methode berücksichtigt der LBO-Ansatz Cashflows und wendet einen Diskontsatz an, um zu einem Unternehmenswert zu gelangen. Ziel einer LBO-Analyse ist es jedoch nicht, den aktuellen Wert eines Unternehmens zu bestimmen, sondern die interne Rendite (IRR) – das heißt, den Gewinn, den ein potenzieller Käufer:innen erwarten kann.
- Kapitalisierungsansatz für Cashflows. Dieser Prozess berücksichtigt die Cashflows eines Unternehmens, die jährliche Rendite und den erwarteten Wert, um die zukünftige Rentabilität zu bestimmen. Im Gegensatz zur DCF-Methode wird dieser Wert jedoch nicht angepasst, um ein zukünftiges wirtschaftliches Umfeld zu berücksichtigen. Stattdessen geht die Kapitalisierungsbewertung davon aus, dass der zukünftige Wert eines Unternehmens eher dem entspricht, was es in der Vergangenheit erwirtschaftet hat. Daher wird diese Methode häufig für etablierte Unternehmen mit stabilen Gewinnen verwendet.
3. Marktbasierter Ansatz
Ähnlich wie bei einer Marktanalyse im Immobilienbereich bestimmt der marktbasierte Bewertungsprozess den Wert eines Unternehmens basierend auf „Vergleichswerten“ – d.h. den Unternehmensbewertungen vergleichbarer Unternehmen. Um diese Methode anzuwenden, wird die Person, die die Bewertung durchführt, die Käufe und Verkäufe vergleichbarer Firmen oder anderer Vermögenswerte in derselben Branche betrachtet. Anschließend werden Rabatte basierend auf den Unterschieden zwischen den beiden vorgenommen – beispielsweise Standort oder Größe.
Diese Methode kann nützlich sein für schnell wachsende Unternehmen, die ein besseres Verständnis ihres Wertes erlangen möchten, oder für Unternehmen, die verkauft werden sollen.
4. Vermögensbasierter Ansatz
Bewertungsmethoden unter diesem Ansatz basieren auf dem Wert deines Unternehmens, der sich aus deinen greifbaren Vermögenswerten zusammensetzt, einschließlich Ausrüstung, Immobilien, Inventar und immateriellen Vermögenswerten wie Software, Lizenzen, Patenten und geistigem Eigentum (IP). Es gibt verschiedene vermögensbasierte Methoden, jedoch musst du bei jeder von ihnen den geschätzten Wert aller deiner Vermögenswerte, einschließlich der abnutzbaren Geschäftsvermögenswerte wie Ausrüstung, zusammenrechnen.
Wenn du überlegst, dein Unternehmen aufzugeben, kannst du dich entscheiden, einen vermögensbasierten Ansatz zur Bewertung zu verwenden. Das liegt daran, dass er dir eine Vorstellung davon gibt, wie viel du und andere Investor:innen oder Eigentümer:innen erhalten würden, wenn du alle Unternehmenswerte verkaufen würdest.
Zum Beispiel könntest du deinen Liquidationswert berechnen – den Wert, auf den deine Unternehmenswerte kommen würden, wenn du dein Unternehmen heute aufgeben und alles zu fairen Marktpreisen verkaufen würdest. Du kannst auch deinen Buchwert oder Nettowert berechnen, der eine Aufstellung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten in deiner Bilanz meint.
Wann benötige ich eine Unternehmensbewertung?
Es gibt bestimmte Situationen, wie eine Fusion oder den Kauf eines bestehenden Unternehmens, in denen es besonders wichtig sein kann, den Wert eines Unternehmens zu kennen. Umstände, die häufig eine Bewertung erfordern, sind:
- Wenn sich deine Stakeholder:innen ändern. Jede:r, die/der einen Anteil oder potenziellen Anteil an einer Gesellschaft hat, wie neue Gesellschafter:innen oder mögliche Investor:innen, möchte den Verkaufswert eines Unternehmens kennen.
- Wenn du verkaufen möchtest. Wenn du dein Unternehmen verkaufen oder mit einem anderen fusionieren möchtest, möchten deine potenziellen Käufer:innen oder Partner:innen natürlich den Wert deines Unternehmens wissen.
- Um Optionen für Eigenkapitalvergütungen preislich zu benennen. Wenn du ein junges Start-up bist und Vergütungspakete anbietest, die Eigenkapital und/oder Aktienoptionen enthalten, benötigst du deine Unternehmensbewertung, um diese Optionen zu bepreisen.
- Für die Finanzierung. Banker:innen und Gläubiger:innen müssen den Wert deines Unternehmens für Kredite oder Refinanzierungen kennen. Potenzielle Investor:innen müssen ein solides Verständnis des inneren Wertes deines Unternehmens haben, bevor sie sich entscheiden, dich zu unterstützen. Einige Kredite benötigen keine Unternehmensbewertung, sondern hängen von anderen Faktoren wie der Umsatzhistorie ab.
- Für steuerliche Zwecke. Die Regierung muss möglicherweise den Wert deines Unternehmens kennen, wenn sich das Eigentum ändert. Wenn du dein Unternehmen beispielsweise unter Marktwert verkaufst, könnte das Finanzamt dir eine Schenkungssteuer gemäß seiner eigenen Bewertung deines Unternehmens auferlegen. Du benötigst möglicherweise auch eine Unternehmensbewertung, um eine Erbschaftssteuererklärung einzureichen oder dein Unternehmen als Geschenk zu vererben.
- Aus persönlichen Gründen. Wenn du dich scheiden lässt, ist eine Unternehmensbewertung oft notwendig, um die ehelichen Vermögenswerte fair aufzuteilen – also alle während der Ehe erworbenen Vermögenswerte. Wenn sich ein Paar über den fairen Wert eines Unternehmens, das einem oder beiden gehört, nicht einig ist, können ihre Anwälte eine:n Unternehmensbewerter:in hinzuziehen, um eine Bewertung zu berechnen, auf die sich beide Parteien einigen können. Kleinunternehmer:innen, die ihre Nachlässe planen, benötigen ebenfalls ihre Bewertung, um zu entscheiden, wie sie ihre Vermögenswerte nach dem Tod fair verteilen.
Welche Faktoren beeinflussen den Unternehmenswert?
Der Wert eines Unternehmens wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, die über den reinen finanziellen Erfolg hinausgehen. Besonders entscheidend sind folgende Aspekte:
- Produkte und Dienstleistungen: Einer der wichtigsten Werttreiber eines Unternehmens ist sein Angebot. Entscheidend ist, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung innovativ ist und ein klares Alleinstellungsmerkmal besitzt. Patente oder besondere technologische Vorteile können den Unternehmenswert erheblich steigern. Ist das Produkt hingegen austauschbar und ohne klare Differenzierung am Markt, wirkt sich das negativ auf die Bewertung aus. Je einzigartiger das Angebot, desto höher die Einschätzung des Unternehmenswerts.
- Reputation der Unternehmensführung: Auch die Erfahrung und das Ansehen des Unternehmensgründers bzw. der Unternehmensgründerin oder der Geschäftsführung spielen eine Rolle. Erfahrene Unternehmer:innen mit einer erfolgreichen Historie werden von Investor:innen positiver bewertet als jemand, der gerade erst seine erste Firma gegründet hat. Glaubwürdigkeit, Expertise und ein starkes Netzwerk können daher den Unternehmenswert maßgeblich beeinflussen.
- Marktentwicklung: Ein innovatives Produkt allein reicht nicht aus – auch der Markt muss Potenzial bieten. Wachstumsbranchen wie Elektromobilität oder Künstliche Intelligenz sind besonders attraktiv, da sie zukunftsfähig sind und Investor:innen anziehen. Entscheidend ist, wie groß der Wettbewerb bereits ist und welche Marktchancen sich langfristig ergeben. Unternehmen in dynamischen, wachsenden Märkten werden meist höher bewertet.
- Maschinen und Betriebsausstattung: Die Qualität und der Zustand der eingesetzten Maschinen haben ebenfalls Einfluss auf die Unternehmensbewertung. Ein moderner, leistungsfähiger Maschinenpark kann Effizienz und Produktivität steigern, während veraltete Technik als Investitionsrisiko gesehen wird.
Fazit
Die Bestimmung deines Unternehmenswerts ist komplex – aber zum Glück musst du dies nicht allein tun. Es gibt verschiedene Arten von Fachleuten, die auf die Bewertung kleiner Unternehmen spezialisiert sind und eine objektive Schätzung deines aktuellen oder maximalen Wertes abgeben können.
Zögere nicht, eine:n Spezialist:in um Hilfe zu bitten – die Ermittlung deines Unternehmenswerts kann knifflig sein, jedoch kann ein:e Wirtschaftsprüfer:in vieles leichter machen. Besonders im Zusammenhang mit einem Unternehmenskauf ist es entscheidend, den Wert des Unternehmens genau zu kennen.
Es gibt verschiedene Methoden der Unternehmensbewertung und unterschiedliche Bewertungsverfahren, die je nach Branche und Zielsetzung variieren können. Aber mit den richtigen Informationen und fachkundiger Unterstützung kannst du es richtig machen.